Wir knüpfen an die im Laufe der Studentengeschichte hervorgegangenen Tradition an. Wir sind ein farbentragender Bund, d.h. wir verwenden als äußere Zeichen ein Brustband und eine studentische Kopfbedeckung, den Deckel. Wir führen ein Verbindungswappen und einen Zirkel. Auch unser Liedgut spiegelt die studentische Tradition wieder.
Wie die meisten Korporationen führen wir einen Comment, unseren Verhaltenskodex und Regelwerk den allgemeinen sowie speziellen Verbindungsbetrieb betreffend. Der Comment wird nicht in allen Verbindungen gleich strikt ausgelegt, wir sehen in ihm jedoch die Umsetzung alten couleurstudentischen Brauchtums und beachten diese Regeln daher sehr genau.
Die Besonderheit der Leobener Korporationen liegt in der Pflege bergmännischen Brauchtums in Verbund mit der studentischen Tradition. Dies sehen wir als kulturelles Erbe und Bereicherung an; nirgendwo anders findet sich eine derart ausgeprägte brauchtümliche Form wie in Leoben.
Bereits auf den ersten Blick kann ein Besucher eine Besonderheit Leobens wahrnehmen: viele Studenten und Dozenten tragen einen Bergkittel, die traditionelle bergmännische Tracht. Diese vielgetragene Tracht führt zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit der Studenten unserer sehr kleinen Universität. Der Bergkittel enthält eine Vielzahl an Symbolen: der schwarze Stoff steht für die Dunkelheit und die Gefahr im Stollen, die goldenen Knöpfe für das Erz, der Lohn für die schwere Arbeit des Bergmannes, und das Tageslicht beim Verlassen der Grube. Die 29 Knöpfe stehen für die Lebensjahre der Heiligen Barbara.
Die Verehrung der Heiligen Barbara als Schutzheilige aller Bergleute ist vor allem bei Studenten des Bergwesens von hohem Stellwert. Der Barbaratag ist der 04. Dezember. Um jene Zeit finden jährlich Barbarafeiern statt, durch welche man der Heiligen Barbara für ein erfolgreiches und unfallreiches Jahr dankt und darum bittet das nächste Jahr ebenso zu überstehen.
Die Laufbahn der Studenten an der Montanuniversität wird von montanistischen Bräuchen begleitet. Bereits in den ersten Wochen des ersten Semesters findet die Matrikelscheinübergabe statt, eine Zeremonie, bei welcher der Rektor mit Handschlage einen jeden neuen Studenten seinen Matrikelschein übergibt. Der Matrikelschein ist eine Bestätigung für die offizielle Aufnahme an der Universität.
Bereits kurz nach dem festlichen Akt der Matrikelscheinübergabe werden die Studenten am Ledersprung in ihren "Stand" aufgenommen. Der Ledersprung ist ein offizieller Festakt der Montanuniversität und ihrer Korporationen. Der Ablauf ähnelt einem Kommers, dessen Hauptteil aus dem Ledersprung besteht. Diese Zeremonie durchlaufen die anwesenden Erstsemestrigen einzeln: der junge Student stehet auf einem Fass und wird vom Fuxmajor der Korporation, in deren Reihen der Student den Ledersprung absolviert, über seinen Namen, seine Herkunft, seinem Stand und seinem Wahlspruch befragt. Darauf trinkt der Student ein Seidel Bier und springt über das bergmännische Arschleder, welches vom Rektor und dem ältesten anwesenden Bergingenieur gehalten wird, in seinen zuvor genannten Stand. Nach dem Ledersprung teilen sich die Teilnehmer auf die Leobener Buden auf und lassen den gelungenen Abend gesellig ausklingen.
Das Studienjahr endet in Leoben mit dem Bierauszug. Die Studenten gingen nach dem Studienjahr in die harte bergmännische Arbeit, jeder hoffte auf eine sichere Rückkehr, welche jedoch nicht garantiert war. Die Studenten zogen am Ende des Sommersemesters trinkend aus der Stadt aus. Obwohl in der heutigen Zeit die Arbeit der Studenten nicht mehr die Gefährlichkeit von früher bedeutet, halten die Studenten an diesem Brauch fest. Sie versammeln sich in Gruppierungen nach Semestern gereiht vor dem neuen Universitätsgebäude und ziehen von einer Musikkapelle begleitet durch die Stadt. Auf ihrem Weg werden sie vom Rektor und vom Bürgermeister in die Ferien verabschiedet. Der Umzug findet sein Ende auf der Massenburg, wo das vergangene Studienjahr feierlich bis in die Morgenstunden verabschiedet wird.
Der Übergang eines Aktiven in den Stand eines Altherren (Absolventen) nennt man Philistrierung und wird bei nahezu allen Korporationen durchgeführt. Die Besonderheit in Leoben liegt an der Form dieses Standeswechsel, welcher auch von Nichtkorporierten begangen wird. Die Leobener Korporationen beginnen eine Philistrierung mit einer kurzen Kneipe, anschließend formiert sich ein kleiner Zug von Bundesbrüdern und Angehörigen des Philistranten. Der Philistrant sitzt auf einer Kutsche und wird singend zum Alten Universitätsportal begleitet. Dort durchläuft der Philistrant die selben Fragen wie beim Ledersprung, leert ein Glas Bier, welches er anschließend am Boden zerschellen lässt. Dabei sitzt der Philistrant auf den Schultern zweier Freunde. Ein Dritter vollzieht nun den Semesterreigen, wobei er den Philistranten der Anzahl dessen Semester entsprechend gegen das Portal schlägt. Der Festzug macht anschließend am Hauptplatz Halt, wo der Philistrant zum Abschied die Bergmannsstatue küsst. Nach Absingen des Leobner Liedes kehrt man zur Bude zurück und setzt die Kneipe fort.